Zum Gespräch: Welche Bildung braucht die deutsche Moscheejugend?
(Quelle: Homepage des Fachrats Islamische Studien Hamburg, Stand 15.1.2019)
Im Juli 2016 starteten wir mit unserem Peer-Projekt. Es wird von der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gefördert. FIS ist mit diesem Projekt vertreten im Hamburger Beratungsnetzwerk Prävention religiös begründeter Extremismus. Im Sinne der in der Drucksache 20/13460 formulierten Aufgabe der Förderung von Institutionen und Qualifizierung von MultiplikatorInnen im Bereich der Prävention setzen wir uns aktiv ein.
Unser Ziel ist es, die Jugendarbeit in vorerst vier Hamburger Moscheen besser zu strukturieren, gleichzeitig inhaltlich qualitativ anzuheben und so mittelfristig zu reformieren. Dies ist eine notwendige Maßnahme, um den Jugendlichen eine stabile und artikulationsfähige religiöse Identitätsbildung zu ermöglichen, die sie gegenüber fundamentalistischen DemagogInnen immun macht. Sie ermöglicht die Entwicklung eines in der europäischen Gesellschaft heimisch gewordenen Islams. Es geht um präventive und dialogische Bildungsarbeit, in der Ambiguitätstoleranz und der konstruktive Umgang mit religiöser Diversität innerhalb und außerhalb des Islams vermittelt und geübt werden.
Wir bieten in unseren deutschsprachigen Bildungsformaten einen Raum für konstruktiven Austausch und kritisches Fragen und ermöglichen so die Entwicklung eines reflektierten Religionsverständnisses. Auf diese Weise fördern wir eine Jugendarbeit, die einer neu entstandenen muslimischen Kultur und den damit verbundenen Fragen, Bedarfen und Herausforderungen adäquat Rechnung trägt.
Für unsere Formate haben wir ein Bildungskonzept entwickelt, welches als methodischer und inhaltlicher Leitfaden für die jeweiligen ReferentInnen dient. Die genannten Kompetenzen werden anhand folgender Themenkomplexe vermittelt:
· Intra- und interreligiöse Vielfalt
· Verhältnis von Tradition und Gegenwart
· Verhältnis von Glaube und Vernunft
· Ideologisierung von Religion / Ideologie ≠ Religion
· Ethik
· Religion und Gesellschaft
Ein weiteres zentrales Ziel des Projektes ist es, junge MuslimInnen dafür zu gewinnen, in der Gemeinde und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und für andere als Vorbilder (peers) zu fungieren. Sie werden fachlich durch die vom FIS konzipierten und wöchentlich stattfindenden Bildungsformate begleitet und qualifiziert, sodass sie für andere muslimische Jugendliche eine Vorbildfunktion übernehmen und so aktiv zu einer stabilen Identitätsfindung beitragen und präventiv wirken.
In zusätzlichen Workshops vernetzen wir sie gemeindeübergreifend und entwickeln gemeinsam mit ihnen Ideen, wie sie konkret in den Gemeinden wirken können und bringen sie mit Verantwortlichen der Moscheen in einen moderierten Austausch.
Das Projekt wird gefördert von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Stadt Hamburg.