Zum Gespräch: Neue Heimat Deutschland. Was tun die Religionen für die „Integration“?
Religionen im Gespräch 10, 2013
Gäste:
Bischof Norbert Trelle, Hildesheim
Alla Volodarska, Hannover
Eren Güvercin, Köln
Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Reinbold, Evangelisch-luth. Landeskirche Hannovers
Herzlich Willkommen zum 10. Gespräch unserer Reihe „Religionen im Gespräch“, heute Abend mit dem Thema: „Neue Heimat Deutschland - Was tun die Religionen für die Integration?“
Ich beginne einmal mit einer direkten Frage: Wie reagieren Sie, wenn Ihr Nachbar Ihnen sagt, dass seine Tochter am Wochenende immer in die Moschee geht, weil sie da den Koran lernt und Arabisch und weil sie vielleicht noch Hausaufgabenhilfe bekommt? Finden Sie das gut? Oder stellt sich in Ihrem Kopf sofort ein Wort ein, das „Parallelgesellschaft“ heißt?
Ist es gut, wenn Jugendliche und Erwachsene am Wochenende in die Synagoge gehen, weil sie dort Hebräisch lernen, um die Bibel im Original lesen zu können? Ist es gut, wenn die Kinder aus den serbischen Familien in die orthodoxe Kirche gehen, um Serbisch zu lernen, um die Sprache ihrer Eltern sprechen zu können? Oder ist es nicht gut für die Gesellschaft, weil es Trennlinien verstärkt und die Gesellschaft spaltet?
Was passiert da eigentlich Woche für Woche in den Gebetshäusern der Religionen? Das ist das eine. Und die zweite Frage: Ist das etwas, das die Integration stärkt? Was tun die Religionsgemeinschaften für das Zusammenleben in Deutschland, also für das, was man üblicherweise „Integration“ nennt?
Das ist heute unser Thema, und ich freue mich, drei Gäste begrüßen zu dürfen, die auf die eine oder andere Weise eng mit diesem Thema verbunden sind. Ich begrüße zu meiner Linken Alla Volodarska. Sie sind geboren in der Südukraine, ursprünglich Lehrerin für Erdkunde und Biologie, seit 20 Jahren in Deutschland, Mitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hannover und dort als Sozialarbeiterin tätig, also mittendrin im Integrationsgeschäft. Herzlich Willkommen Frau Volodarska!
Zu meiner Rechten begrüße ich Bischof Norbert Trelle. Ich habe bei der Vorbereitung entdeckt, dass wir auf dasselbe Gymnasium gegangen sind, in Kassel, wo Sie geboren sind. Sie sind dann ins Rheinland gegangen, haben in Bonn und in Innsbruck studiert, waren dann viele Jahre Pfarrer und Stadtdechant in Wuppertal, sind Weihbischof geworden in Köln und sind schließlich seit acht Jahren Bischof von Hildesheim. In dieser Funktion sind Sie zugleich Vorsitzender der Migrationskommission der deutschen Bischofskonferenz, seit zwei Jahren darüber hinaus stellvertretender Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. Herzlich Willkommen Herr Trelle!
Ich begrüße herzlich Eren Güvercin. Sie sind gebürtiger Leverkusener, Jurist mit erstem Staatsexamen, tätig als Journalist und freier Autor und als das, was man heute einen Blogger nennt, also: Sie schreiben im Internet Texte und kommentieren, was Sie sehen, auf ihrer eigenen Seite und in den Medien, darunter dem Deutschlandfunk. Sie haben ein Buch geschrieben mit dem Titel „Neomoslems. Portrait einer deutschen Generation“, in dem Sie in die allgemeine Lage einführen und viele interessante Leute vorstellen – auch das einer der Gründe, warum Sie heute hier sind. Herzlich Willkommen Herr Güvercin!
Mein Name ist Wolfgang Reinbold. Ich bin der Beauftragte für das christlich-muslimische Gespräch in der evangelischen Landeskirche in Hannover und heute Abend der Moderator, wie Sie das gewohnt sind.