Zum Gespräch: Eine neue Religion für eine neue Welt - Wer sind und was wollen die Bahai?
Religionen im Gespräch 15, 2014
Gäste:
Ali Faridi, Hannover
Christiane Noltenius, Bremen
Prof. Dr. Dr. Peter Antes, Hannover
Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Reinbold, Evangelisch-luth. Landeskirche Hannovers
Herzlich Willkommen zum 15. Gespräch unserer Reihe „Religionen im Gespräch“, heute mit dem Thema: „Eine neue Religion für eine neue Welt – Wer sind und was wollen die Bahai?“.
Ich beginne einmal mit einer persönlichen Erinnerung. Ich kann mich gut erinnern, als ich nach dem Abitur für ein halbes Jahr nach Israel ging, fuhr ich mit dem Schiff über das Mittelmeer von Piräus und landete in Haifa. Das erste, was ich sah in Haifa, war eine große goldene Kuppel mitten in der Stadt. Ähnlich wie mir ging es vielen anderen auf dem Schiff, und wir alle fragten uns: „Was ist denn das bitte für ein Tempel?“ Die meisten wussten es nicht. Aber einer war da, der sagte: „Ja. das ist ein Gebäude der Bahai“.
Und dann entstand genau die Frage, die wir heute diskutieren, nämlich: Wer bitte ist das denn? Ich konnte darauf damals nicht antworten, viele andere auch nicht. Ich glaube, den meisten in diesem Land geht es bis heute so. Man hat vielleicht das Wort einmal gehört. Aber wer das denn bitte ist, das ist eine offene Frage.
Wenn man sich im Internet informiert, dann findet man sehr unterschiedliche Meinungen. Es gibt Leute, die sagen: „Das ist eine islamische Sekte, womöglich sogar mit Weltbeherrschungsfantasien, die kontrollieren von ihrer Zentrale in Israel die Welt. Das ist ihr Plan.“ Andere sagen: „Nein, das ist eine eigenständige Religionsgemeinschaft, sie hat mit dem Islam gar nichts zu tun. Sie sind selbstständig, eine Weltreligion wie die fünf anderen großen Weltreligionen auch.“
Wer sind die Bahai? Wofür stehen sie? Was ist der Kern dieser Religion? Das sind die Fragen, mit denen wir uns heute beschäftigen wollen, und ich begrüße dazu drei Gäste.
Ich begrüße sehr herzlich Christiane Noltenius. Sie sind Musikerin, genauer Sängerin und Gesangslehrerin. Wenn ich es recht gelesen habe, sind Sie katholisch groß geworden, haben dann einen evangelischen Mann geheiratet und mit ihm gemeinsam vor 20 Jahren den Bahaiglauben entdeckt. In diesem Glauben haben Sie auch Ihre drei Töchter erzogen, die sich ebenfalls als Bahai erklärt haben. Seit anderthalb Jahrzehnten engagieren Sie sich in Bremen in der Bahaigemeinschaft in allerlei Projekten, unter anderem auch als Dialogbeauftragte. Als solche sind Sie heute hierhergekommen. Wir freuen uns, dass Sie da sind. Herzlich Willkommen, Frau Noltenius!
Ich begrüße herzlich Ali Faridi. Sie sind geboren im Iran, in Shiraz, und sind in den späten 60er Jahren nach Deutschland, genauer nach Hannover gekommen. Von Haus aus sind Sie Ingenieur, haben einige Zeit auch in diesem Beruf gearbeitet und sich dann als Kaufmann selbstständig gemacht mit einem Teeladen, den in dieser Stadt viele kennen. Vor allem aber sind Sie in Hannover und darüber hinaus bekannt als jemand, der sich im interreligiösen Dialog engagiert. Sie waren lange Jahre Sprecher einer Gruppe, die sich „Religions for peace“, also „Religionen für den Frieden“ nennt, eine in Deutschland an vielen Orten verbreitete Initiative. Und Sie waren einer derjenigen, der dieses Haus, in dem wir hier sprechen, das Haus der Religionen, mitaufgebaut hat. Sie sind Gründungsmitglied im Trägerverein und Mitglied im Rat der Religionen der Stadt Hannover, der das Haus der Religionen leitet. Herzlich Willkommen, Herr Faridi!
Ich grüße sehr herzlich Peter Antes. Sie muss man – das habe ich schon beim ersten Mal, als Sie bei uns waren, gesagt – in Hannover nicht vorstellen. Sie haben katholische Theologie, Religionswissenschaft und Orientalistik studiert und dann, das erlebt man selten, in zwei der drei Fächer promoviert und sich im Dritten habilitiert, nämlich in der Religionswissenschaft. Sie waren vier Jahrzehnte Professor für Religionswissenschaft an der Leibniz-Universität Hannover, sind nun eigentlich im Ruhestand, aber, wie man heute Abend wieder sieht, nur „eigentlich“: in Wirklichkeit sind Sie immer noch aktiv, und wir freuen uns, dass Sie da sind. Herzlich Willkommen, Herr Antes!