Deutschland ist ein Einwanderungsland

Zum Gespräch: Neue Heimat Deutschland. Was tun die Religionen für die „Integration“?


„Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn“ (1. Mose 1,27). Wir vertrauen auf das Zeugnis der Bibel: Alle Menschen sind von Gott nach seinem Bild geschaffen. Die in der Gottebenbildlichkeit des Menschen gründende Würde gilt uneingeschränkt für alle Menschen – und sie gilt in besonderer Weise für die, die des Schutzes und der Achtung ihrer Rechte bedürfen: für Flüchtlinge und Geduldete, für Fremde und fremd Gemachte, für Kranke und Alte, Gebrechliche und Traumatisierte.

Gott erinnert sein Volk an eigene Fremdheitserfahrung, wenn er Israel gebietet, Fremde zu schützen: „Einen Fremden sollst du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen“ (2. Mose 23,9). Nach biblischer Maßgabe stehen also die Fremden unter dem besonderen Schutz Gottes: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst…“ (3. Mose 19,33–34).

Auch im Neuen Testament spielt die Zuwendung zum unbekannten Nächsten eine wichtige Rolle, ja sie wird sogar zum entscheidenden Merkmal der Christusbegegnung. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ In der Erzählung vom Weltgericht (Matthäusevangelium 25,31-36) wird der Umgang mit Fremden und anderen an den Rand gedrängten Personengruppen zum entscheidenden Kriterium für das Heil. In diesen Menschen begegnet uns Christus selbst. […]

In den letzten Jahren ist in Deutschland die Erkenntnis gewachsen, dass unser Land ein Einwanderungsland ist. Erwartungen und rechtliche wie politische Maßnahmen richteten sich dabei vor allem an die Zugewanderten. Aber genauso ist ein Umdenken in der Aufnahmegesellschaft erforderlich. Für Menschen, die lange in Deutschland leben, muss der Weg zu einer gleichberechtigten Teilhabe in unserer Gesellschaft offen stehen.

Gemeinsames Wort der Evangelischen, Katholischen und Orthodoxen Kirchen zur Interkulturellen Woche 2013 (im Materialheft, S. 1–2)

Neue Heimat Deutschland. Was tun die Religionen für die „Integration“?

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